Verbandsliga: Bünde II gewinnt in Gütersloh

Verbandsliga: Bünde II gewinnt in Gütersloh

Für viele Menschen war der 3. Advent sicherlich als entspannter und besinnlicher Sonntag angedacht, nicht jedoch für die zweite Mannschaft der SG Bünde, die sich nach einem verkorksten Saisonstart nun das Ziel setzte, das Feld von hinten aufzurollen.

Mit fast voller Stammbesetzung traf man auswärts auf den Gütersloher SV III. Gespielt wurde in der großen Halle der Anne-Frank-Schule, die einigen durch die jährlich im Sommer stattfindenden Sparkassen-Cups bekannt sein dürfte.

Trotzdem sich ein Bünder Auto auf dem Hinweg in einen Wald verfuhr, saßen alle Spieler aus der berühmten Zigarrenstadt pünktlich am Brett – ganz im Gegensatz zu den Güterslohern, die zu Beginn noch auf 3 Wettstreiter warteten.
Nichtsdestotrotz gab Spielleiter Rüdiger Mönig pünktlich um 10 Uhr die Bretter frei und man startete in gewohnt angenehmer Turnieratmosphäre.

In der ersten halben Stunde waren alle Bretter ziemlich ausgeglichen, einzig und allein Brett 8 sorgte recht schnell für Aufsehen: der König von Zeyad Darwish (einziger Bünder Ersatzmann an dem Tag) wagte es, schon in Zug 12 in der sizilianischen Verteidigung einen Ausflug ins Zentrum zu unternehmen. Bei diesem Anblick lief es dem ein oder anderen Bünder eiskalt den Rücken runter; allerdings war der König von einer großen Bauernmasse sehr gut beschützt und dadurch nur sehr schwer anzugreifen. Zeyads Gegner nahm daher ein größeres Risiko auf sich, rochierte lang, und sah sich selbst einem Angriff auf seinen König entgegen. Nach dem unser 8. Brett alle gegnerischen Angriffsversuche abwehren konnte, ging er selbst zum Angriff über und gewann sehenswert mit einer unabwendbaren Mattkombination am Damenflügel, wodurch Bünde mit 0:1 in Führung ging.
Dies bekam auch ziemlich schnell Reiner Gudath an Brett 3 mit und nahm daraufhin das Remisangebot in einer symmetrischen Stellung (Computerbewertung: +0.21) aus der Tarrasch Verteidigung an.

Dann geschah erst eine längere Zeit nichts bis die Zeit an den ersten beiden Brettern schon etwas knapper wurde. Jannis Altenbernd kam an Brett 2 mit Schwarz nach erfolgreicher Vorbereitung gut aus der Eröffnung und wollte nun auch seinen ersten Saisonsieg für sich erringen. Sein Gegner stellte sich nach der englischen Eröffnung etwas passiv hin und Jannis ergriff die Möglichkeit, um im Zentrum durchzubrechen. Es ergab sich eine Stellung mit ziemlich vielen undurchsichtigen Kombinationen, wo meist nur ein Zug funktioniert. In der Hoffnung, eigentlich eine Figur und damit die Partie zu gewinnen, übersah unser ehemaliger NRW-Liga Spieler einen taktischen Gegenschlag gegen seinen König und musste aufgrund einer erzwungenen 2-zügigen Mattkombination aufgeben.
Dies sah auch der Mannschaftsführer Tobias Maiwald an Brett 1, der sich ebenfalls einem Königsangriff stellen musste. Nach seinem gewohnt sicheren Königsinder mit Weiß zog Tobis Gegner, der nominell übrigens um die 270 Punkt besser war, am Königsflügel alle Register und versuchte unseren Youngstar mit 2 Springern und der Dame mattzusetzen. Dies parierte Tobias allerdings souverän und konnte nach einem zu ambitionierten weiteren Bauernvorstoß seines Gegners mit einer netten Taktik sogar eine Figur gewinnen.

Bis zu diesem Zeitpunkt sah der Mannschaftskampf jedoch sehr ausgeglichen aus und es war noch nichts von einem erhofften Auswärtssieg zu sehen. Schon gar nicht, als der sonst in dieser Saison so sichere Tim Kröger mit Schwarz nach einem bis zum 16. Zug ausgeglichenen Damengambit seine weißen Felder am eigenen Königsflügel schwächte und etwas zu voreilig im Zentrum vorstieß. Seine Figuren waren – wie in Christians Trainingsstunde des „statischen Zentrums“ gelehrt - noch nicht gut genug koordiniert, um einen eigenen Angriff zu starten. Sein Gegner konnte die geöffneten Linien im Zentrum mit den Schwerfiguren besetzen und in Tims Stellung einfallen. Er gewann wenig später sogar einen Turm und damit auch die Partie, wodurch man bis dato sogar hinten lag.

Doch dann die Wende: an Brett 6 konnte Matts Struckmeier mit Weiß nach einer sehr gewöhnungsbedürftigen Abwicklung im Mittelspiel mit 9. Kf2 und einem recht einfachen Bauernverlust mit seinem starken Freibauern auf d6 überraschen und die Initiative übernehmen. Als sein Gegner Rüdiger Mönig dann auch noch seinen h-Bauern am Königsflügel einstellte, brach die gegnerische Königsstellung ziemlich schnell auseinander und Matts konnte mit seinem starken Freibauern und dem Läuferpaar für den erneuten Ausgleich zum 2,5:2,5 sorgen.

Recht überraschend gewannen dann auch unser 5. und 6. Brett ziemlich schnell hintereinander.
Zuerst konnte Ulrich Hagemeier in einer sehr harmlosen Abtauschvariante des Damengambits einen taktischen Patzer seines Gegners ausnutzen und die Partie gewinnen, nachdem er röntgenartig die gegnerische Dame und dahinter den so wichtigen f-Bauern für den König angriff, der nicht mehr zu halten war.

Anschließend gelang es Mattias Tiedemann mit Schwarz, nach einer sehr soliden Eröffnung im Botwinnik-Engländer, die richtigen Hebel im Zentrum in Gang zu setzen und mit verdoppelten Türmen in die bereits luftige Königsstellung des Gegners einzudringen. Mit einem Qualitätsopfer, wodurch der Gegner entweder Matt gesetzt wird oder seine Dame verliert, konnte Mattias den herbeigesehnten Mannschaftssieg bereits zu diesem Zeitpunkt schon perfekt machen.

Aber ein Ergebnis stand doch noch aus, oder? Richtig! Tobi hatte am Spitzenbrett ja eine Figur mehr, was für alle Außenstehenden recht trivial erschien. Allerdings musste alles bis zum Schluss genau kalkuliert werden, da sich immer mehr Material abgetauscht hat und Tobi am Ende die Figur sogar für einen Mehrbauern mit Springer gegen Läufer zurückgegeben hat. Dieses Endspiel wurde von dem Computer aber immer mit +2 angegeben und auch, wenn der Gütersloher Kretschmann nochmal alles versuchte und sogar erneut eine Figur für Königsaktivität ins Geschäft steckte, ließ sich Tobias die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und gewann nach ca. 5 Stunden mit viel Durchhaltevermögen und gutem Endspielgefühl die Partie zum Bünder Auswärtssieg mit dem Endstand 2,5:5,5.

Im neuen Jahr geht es dann mit einem Heimspiel am 19.01.25 gegen den SK BS Paderborn II weiter, in dem die aktuelle Siegesserie fortgesetzt werden soll.

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